Killzone 2


Unterschätze niemals deinen Gegner


Der Trailer. Es war bei vielen bestimmt eben jener berühmte E3-Trailer, bei dem ein Stoßtrupp Soldaten auf einem merkwürdigen Flugobjekt durch den imposant gestalteten Himmel rast und mitten in einem Schlachtfeld landet. Kurz danach entbrennt ein Kampf um einen strategischen Brückenposten, der packender nicht sein könnte. Genau dieser Trailer hat Killzone 2 in den Blickpunkt für viele Spieler gerückt, den Titel mit der nötigen Magie versorgt. Auch bei mir ist das der Fall gewesen, wobei ich trotzdem nur zur Gebrauchtversion gegriffen habe. Zu tief saß noch der Stachel vom Vorgänger, der gut aussah auf der PlayStation 2, aber unterm Strich deutlich weniger Spaß gemacht hat als erwartet.

Leider fällt mein Fazit zu Killzone 2 nicht wesentlich besser aus. Ich hatte Spaß mit dem Spiel, es sieht hervorragend aus und eigentlich hat es alles genau da, wo es hingehört. Jedoch fehlt mir persönlich der letzte Schliff, der Hauch Extravaganz. Irgendwo im Zentrum meiner Kritik steht die Steuerung. Ego-Shooter haben es auf der PS3 wegen der Analogsticks ohnehin nicht ganz leicht, Entwickler Guerrilla gestaltet sämtliche Bewegungsabläufe darüber hinaus eher träge. Das ist, beim Zuschauen, wirklich eine gute Sache und erscheint mir realistisch. Nach z. B. einer Runde Call of Duty, Halo oder Battlefield wirkt es im Spiel dann aber doch eher behäbig und störend. Das ist schade, jene mittelmäßige Steuerung beeinflusst das Spielvergnügen nicht zu knapp.



Das Mittelmaß war eigentlich genau das, was Killzone 2 vermeiden wollte. Die Oberliga ist das Ziel und genau diese wird nicht erreicht. Neben der Steuerung sind mir auch die Hauptfiguren zu uncharmant. Zwar verbrachte ich viel Zeit mit den Kämpfern und in den einzelnen Schlachten und beim Finale geht es wirklich ab, trotzdem bleiben die Krieger irgendwie gesichtslos. Das liegt vielleicht auch an der Geschichte. Nein, übermäßig intelligent muss ein Science-Fiction-Shooter nicht unbedingt sein, aber der Kampf auf Helghan hat bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Menschen sind diesmal als Angreifer unterwegs, da die Feinde geschwächt scheinen und angeblich nicht genügend Ressourcen für einen weiteren Krieg haben. Das entpuppt sich leider schnell als Trugschluss, denn auf Helghan wimmelt es nur so vor feindlichen Soldaten, die sich perfekt an die Widrigkeiten des Planeten angepasst haben. Schön ist, dass man zu keiner Zeit alleine unterwegs ist und die Gefechte so an Größe gewinnen. Außerdem gibt es tolle Zwischensequenzen, die wuchtig und beeindruckend daherkommen, also ordentlich Eindruck schinden. Von daher müsste es in Sachen Atmosphäre eigentlich stimmen, tut es aber nur bedingt.

Ohne jeden Makel ist die Präsentation des Ego-Shooters. Optisch holt Guerrilla unheimlich viel aus Killzone 2 heraus. Beginnend bei den grandios ausgeleuchteten Leveln und den geschmeidigen Animationen bis hin zu den knackscharfen Texturen und tollen Effekten. Es ist eine glaubhafte Welt, die sich vor euren Augen auftut. Die vornehmlich grau-braune Farbpalette stand im Vorfeld in der Kritik, ich habe aber Gefallen daran gefunden. Es macht Killzone eben zu Killzone, verleiht dem Titel den nötigen Charakter und macht Helghan ein ganzes Stück bedrohlicher. Zur beeindruckenden Optik gesellt sich eine starke 5.1-Abmischung. Diese lebt von der guten Synchro, den imposanten Effekten und dem mitreißenden Soundtrack, der einiges an Dampf unter der Haube hat.

Sehr gut gefallen haben mir die intensiven Feuergefechte. Bei Killzone 2 ist man immer mittendrin, immer ein echter Teil der Schlacht. Überall wird geschossen, ihr hört Schreie und plötzlich geht eine Granate direkt neben euch hoch und ein feindlicher Panzer bringt den Boden zum Vibrieren. Die Gegner sind wirklich ehrgeizig und stecken viel ein, so dass man in den Kämpfen volle Konzentration benötigt. Guerrilla hat es geschafft, ein fesselndes und hochspannendes Schlachtfeld zu programmieren.



Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich Killzone 2 schon vorab nicht völlig neutral gegenüberstand. Ich weiß nicht woran es liegt, aber die Serie entfaltet bei mir offensichtlich nicht den Reiz, den sie für andere hat. Es ist ein hochwertiger, enorm unterhaltsamer Ego-Shooter, aber die Brillanz der Konkurrenz erreicht das Spiel für mich zu keiner Zeit. Das hat auch zur Folge, dass ich dem Mehrspieler nicht viel abgewinnen kann, obwohl dieser eigentlich hochgelobt wird. Auch hier ist die Steuerung das Zentrum meiner Kritik, aber auch Spielmodi und Levelauswahl überzeugten mich nicht. Da ich aber fürchte, dass dieses Urteil mehr oder weniger völlig subjektiv ist, solltet ihr nicht zu viel darauf geben.

Obwohl Killzone 2 von mir viel Kritik einstecken musste, hatte ich viel Freude an dem Shooter. Nachhaltig beeindruckt bin ich von der Technik und den hartnäckigen Gegnern, weniger von der fehlenden Innovation. Als Schnäppchen für mich der perfekte Kauf, beim Neupreis hätte ich mich wohl geärgert – wie schon damals bei Teil 1.


★★★★     (befriedigend)

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Genre: Ego-Shooter
Entwickler: Guerrilla Games
Publisher: Sony Computer Entertainment

Release: Februar 2009
getestet: August 2010 // PlayStation 3 // pal UK