God of War III


Götterdämmerung


Was bei God of War III in den ersten 30 Minuten passiert, reicht bereits aus, um dem Spiel die Bestnote zu verpassen. Mit offenem Mund saß ich vor dem Fernseher, die Augen weit aufgerissen, der Verstand benebelt. Es war als würde ich nur noch instinktiv handeln, als hätte das Spiel mich übernommen. Kratos befindet sich bereits mitten im Krieg gegen Gottvater Zeus und auf dem Rücken von Gaia erklimmt er den Olymp. Der Gott des Donners thront hoch oben auf dem Gipfel und schart seine Kinder und Brüder um sich. Hades, Poseidon, Hermes, Helios. Die Götter stehen zusammen – und der Gegenangriff auf Kratos und die Titanen beginnt. Dann überschlagen sich die Ereignisse und mir fehlen fast die Worte. Schon beim Zuschauen bleibt einem nichts anderes übrig, als ehrfürchtig vor dem Dargebotenen zu erstarren. Schnell wird deutlich, dass God of War III in Sachen Präsentation in die Vollen geht. Der Titel ist auch insgesamt ein Meisterwerk geworden, mit perfekter Präsentation, herausragender Spielbarkeit und einer so intensiven Atmosphäre, dass ich selbst beim Schreiben darüber immer wieder eine Gänsehaut bekomme.



Bemüht man sich zwischen all der Pracht um etwas Objektivität, dann stellt man erstaunt fest, dass das Gameplay relativ bodenständig geblieben ist. Oder anders: Am Erfolgsrezept hat sich seit Teil 1 nicht viel getan. GoW lebt von der großartigen Technik. Die feste Kameraperspektive ermöglicht den Entwicklern faszinierende Momentaufnahmen und erschafft im richtigen Moment ein perfektes Gefühl für Größe, Distanz oder Details. Das Spiel führt euch in die fremde und zugleich bekannte Welt der griechischen Mythologie, liefert tolle Texturen und geschmeidige Animationen. Darüber hinaus ist man immer wieder überrascht von den Schauplätzen: Egal ob Kratos im Fluss Styx ums Überleben kämpft oder sich durch das Labyrinth der Pandora hangelt, es sieht schlicht atemberaubend aus. Schon immer ein wichtiger Aspekt der Serie ist der Gewaltgrad, der dank der PS3 jetzt noch deutlicher zur Geltung kommt. Kratos macht keine Gefangenen. Egal wer sich euch in den Weg stellt, er wird auf blutige Art und Weise kampfunfähig gemacht und verstümmelt. Auf Knopfdruck reißt ihr Gegner in der Luft auseinander, schlagt ihnen Körperteile ab und verfallt nach kurzer Zeit in einen wahren Blutrausch. Obwohl Sony an vielen Stellen sehr weit geht, hat das Spiel eine USK-Freigabe bekommen. Mir gefällt das. Der hohe Gewaltgrad unterstreicht die Atmosphäre ideal. Zartbesaitete Gemüter sollten deshalb allerdings die Finger von dem Actionspiel lassen.

Die Geschichte knüpft mehr oder weniger nahtlos an die Geschehnisse der beiden Vorgänger an und thematisiert den letzten Kampf. Kratos, der vor Wut brennt, will die Sache beenden und mit allen Mitteln Zeus und den Olymp vernichten. Vollkommen logisch, dass Sony sich erneut bei den griechischen Gottheiten bedient und diese abermals neu interpretiert. Das sorgt bei mir für große Begeisterung. Jeder kennt die Schauplätze, hat die Namen gehört und weiß, worum es geht. God of War III erschafft aus diesen Zutaten jedoch eine neue Welt, die jeder selber erleben kann. Zwar mag Kratos (wortwörtlich) keine Umwege und die Handlung ist ebenso geradlinig, dennoch will man das Gamepad am liebsten nicht mehr loslassen. Es sind sein Zorn und sein Hass, die einen von Anfang bis Ende durch das Spiel begleiten und mitreißen. Santa Monica Studio schafft es euch diese Emotionen ins Wohnzimmer zu bringen, überträgt die Energie und den Ehrgeiz des Helden auf den Spieler. Vorangetrieben wird die Story durch grandiose Zwischensequenzen und zu jeder Sekunde ist man Teil des Spiels.



Der Spartaner ist äußerst agil und bewegt sich geschickt durch die Level. Die hervorragende Steuerung gibt euch dabei stets ein gutes Gefühl und die volle Kontrolle. Wie schon bei Teil 1 und 2 gibt es bei God of War III sehr intensive Abschnitte des Kampfes, aber zwischendurch auch reichlich Geschicklichkeitspassagen. Der Protagonist beherrscht den Doppelsprung, hangelt sich an Klippen entlang und muss gekonnt den vielen Fallen und Feinden ausweichen. Im Kampf dürft ihr vor allem das Blocken nicht vergessen, bevor ihr mit mächtigen Gegenangriffen, Kombos und Finishern den Widersachern den Garaus macht. Vor allem die Bosskämpfe, ein Markenzeichen der Serie, sind fordernd und wie immer ein echtes Highlight. Gut gepanzerte, riesige Ungetüme, Halbgötter oder Kriegsmaschinen, Kratos lässt sich von nichts und niemandem aufhalten.

Das ist das Geheimnis. Es ist jene Atmosphäre, jene Energie, die God of War für mich zu einer der besten Spieleserien überhaupt macht. Teil 3 hat mich mehr oder weniger umgehauen. Es ist perfekt ausbalanciert und unglaublich unterhaltsam. Alle Einzelheiten, von den Ladezeiten über die Steuerung, vom Tempo bis zum Schwierigkeitsgrad, sind herausragend ausgewählt bzw. umgesetzt und machen das Spiel so grandios. Zwar geht dem Titel ein bisschen die Innovation ab, er orientiert sich enorm an seinen Vorgängern, ein Meilenstein ist GoW dennoch. Mit dieser Technik, dieser Präsentation und vor allem dieser unheimlich Wucht hat es mein Herz erobert. Man ist schnell drin, will lange bleiben und so bleibt unterm Strich nur zu sagen: Solange Sony God of War auf die PlayStation bringt, solange kaufe ich die PlayStation.


★★★★★★     (sehr gut)

________________________________________________
Genre: Action-Adventure
Entwickler: Santa Monica Studio
Publisher: Sony Computer Entertainment

Release: März 2010
getestet: Juni 2010 // PlayStation 3 // pal UK