Ratchet & Clank


Spielfilm-Spiel


Gelegentlich versucht Hollywood die Atmosphäre, Stimmung und Faszination eines Telespiels auf die große Leinwand zu bringen. Meist vergeblich. Von DOOM über Alone in the Dark bis hin zu Prince of Persia oder Max Payne. Oft hochwertig besetzt und mit reichlich Budget ausgestattet, scheitern die Projekte dann aber doch an sich selbst. Um Ratchet & Clank zu ehren, das dynamische Vorzeige-Duo aus Beutelratte und Roboter, hat man einen Animationsfilm produziert. Mit mäßigem Erfolg, wer hätte das gedacht. Eine der kuriosen Folgen dieses Projektes ist nun dieses Spiel hier, quasi ein Spiel zum Film zum Spiel. Das hat mich angelockt. Aber nicht nur das: In chaotischen Welten durch die Gegend zu springen und mit einem riesigen Schraubenschlüssel auf alles und jeden einzuprügeln, klingt nach ausgezeichneter Unterhaltung zum Feierabend. Obwohl ich nie ein Fan von R&C gewesen bin, habe ich dem Spiel jetzt einfach mal eine Chance gegeben. Sale sei Dank.



In der Hauptrolle: Ratchet. Keine Beutelratte natürlich, sondern ein rechtschaffener kleiner Lombax, der zu Beginn der Geschichte auf Clank trifft, einen noch kleineren, aufgeweckten Roboter. Der ist nur haarscharf dem Schicksal eines Schrotthaufens entkommen und verbreitet jetzt die schreckliche Kunde von einer Invasion durch tödliche Kampfmaschinen der Blarg. Vermutlich ein Fall für die Galactic Ranger, einer Superheldentruppe, die für Recht und Ordnung sorgt. Doch soweit kommt es zunächst gar nicht. Das namensgebende, scheinbar ungleiche Team, nimmt sich der Sache nämlich erst mal selbst an und zieht mit einigen Rettungs- und Kampfmissionen die Aufmerksamkeit auf sich. Dann geht es plötzlich schnell: Drek, der Vorsitzende der kriegerischen Blarg, muss um jeden Preis aufgehalten und gestoppt werden. Wer könnte die Riege der Galactic Ranger da nur verstärken?

Der Kampf um den Frieden in der Galaxie zeigt eindrucksvoll, wie nah Telespiele mittlerweile an Animationsfilmen dran sind. Das gilt zum einen für die wunderbar knallbunte Optik und zum anderen für den Humor. Man fühlt sich häufig an Filme von Disney oder Pixar erinnert, erfreut sich an den Zwischensequenzen und den vielen witzigen Sprüchen. Das Abenteuer basiert übrigens nicht nur auf dem Kinofilm, sondern auch auf Teil 1 der Serie, der auf der PlayStation 2 für Begeisterung sorgte. Damals war das Genre in aller Munde, heute ist das nicht mehr der Fall. Trotzdem funktioniert die Mischung aus Shoot ’em Up, Action-Adventure und Jump ’n’ Run auch noch 16 Jahre später. Ihr steuert Ratchet, der seinen kleinen Metall-Freund auf den Rücken geschnallt hat, und könnt das Team via Raumgleiter auf diverse Planeten schicken. Dort bekommt ihr es mit verschiedenen Aufgaben und Missionen zu tun. Das Besiegen von Endgegnern oder einer bestimmten Anzahl von Feinden, die Befreiung von Zivilisten und das Sammeln von Ressourcen gehört von nun an zu euren Pflichten. Der agile Protagonist kann schwimmen, beherrscht den Doppelsprung, rennt wie ein Irrer durch die Weltgeschichte und ist mit der richtigen Ausrüstung sogar dazu in der Lage zu fliegen. Wie bei den meisten 3D-Action-Adventures stehen euch alle Himmelsrichtungen zur Verfügung. Größte Trumpfkarte ist jedoch das riesige Waffenarsenal. Neben normalen Blastern, Granaten und dem schon erwähnten Schraubenschlüssel, rückt ihr den Feinden auch mit deutlich exotischeren Schießeisen zu Leibe. Nehmen wir zum Beispiel die Pixel-Kanone. Die haut nicht nur ordentlich Schaden raus, sondern versetzt euren Gegenüber auch direkt zurück in die 80er und sorgt mit jenem Effekt auch optisch für Begeisterung. Ihr könnt aber auch pulsierende Flächenbomben einsetzen, tödliche Diskokugeln an den Mann bringen oder den zynischen Mr. Zurkon an eure Seite befehligen, der euch meckernd begleitet und auf alles schießt, was sich bewegt.



R&C macht keine Gefangenen und versorgt euch eigentlich durchweg mit Action. Stillstand kennt das Duo nicht, ihr feuert ununterbrochen aus allen Rohren, sucht nach Geheimnissen, versucht feindlichem Beschuss auszuweichen und könnt auf einem der Planeten sogar an einem Gleiter-Wettrennen teilnehmen. Immer und überall geht nahezu alles zu Bruch. Doch die Zerstörung hat auch was Gutes, denn regelmäßig fliegen euch zahllose Muttern, Schrauben und andere Metallteile um die Ohren, die praktischerweise als Zahlungsmittel verwendet werden können. Vorrangig investiert man das gesammelte Material in mehr Feuerkraft. Das interessante Waffenarsenal lässt sich auf simple Art und Weise aufwerten, beispielsweise mit erweiterten Munitionsvorräten oder höherer Reichweite. Optik und Akustik unterstützen euren chaotischen Feldzug gegen das Böse hochwertig, bunt und stimmig und obwohl ich den Release von R&C um gute zwei Jahre verfehlt habe, gibt es wenig zu meckern.

Doch so traurig es auch ist: Mir gefällt das alles nur so mittelgut. Ich finde die Planeten allesamt deutlich zu klein und die Aufgaben ehrlich gesagt zu uninteressant. Die Steuerung gibt mir nicht die Sicherheit, die ich brauche und erwartet habe (Waffenwechsel) und das Gameplay ist zwar unterhaltsam, in Summe jedoch eher eindimensional. Ein Fan bin ich also nicht geworden, weil R&C für mich nicht gezündet hat. Für den eingangs erwähnten Feierabend ist es ganz nett und ich habe mich auch immer wieder über einige sehr gute Ideen gefreut: Das Jetpack ist grandios, die Magnetstiefel witzig, die Bosse ganz cool. Trotzdem. Ich kann im Umkehrschluss mit dem Humor nichts anfangen, finde die Geschichte gnadenlos öde und auch wenn man mal die Kontrolle über Clank hat, langweilten mich dessen Puzzles recht schnell. Schlecht ist Ratchet & Clank nun wirklich nicht, keineswegs, aber es passt für mich persönlich einfach nicht. Mal schauen ob eine Fortsetzung, die sich nicht als Remake versteht und auch nicht an einen Film gebunden ist, mehr für mich zu bieten hat.


★★★     (ausreichend)

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Genre: Action-Adventure
Entwickler: Insomniac Games
Publisher: Sony Computer Entertainment

Release: April 2016
getestet: Juni 2018 // PlayStation 4 // digital // Deutsch