FIFA 14


Erstes Tor mit Penis geschossen


Der Mensch ist ein Tier der Gewohnheit und auch ich kann mich davon nicht freisprechen. Deutsch bin ich außerdem, also auf Ordnung bedacht. Jene Ordnung gerät genau dann aus den Fugen, wenn man unter der Woche trinkt, seine Bettzeit massiv überschreitet oder man Raucher auf seinem Balkon beherbergen muss. Für genau solche Situationen mache ich FIFA verantwortlich. Es bringt mich völlig aus dem Takt, macht alles dreckig und wie paralysiert erwische ich mich unter der Woche mit einem Bier in der Hand.

Dass ich das Sportspiel genau deshalb so liebe, ist blanke Ironie. FIFA-Abende sind unvergesslich, obwohl man dafür nicht viel braucht: Einen sozialen Kontakt neben sich auf der Couch, zwei rivalisierende Mannschaften auf dem Rasen und schon wenig später fliegen Provokationen durch die Luft, Wiederholungen werden zur Demütigung des Sitznachbarn nicht weggedrückt und am nächsten Tag stehe ich, Amazing-Achim, hoffentlich weiterhin an der Spitze meiner ewigen FIFA-Tabelle. Glück und Leid liegen nah beieinander, Kleinkrieg und Freudentanz geben sich die Klinke in die Hand. Im Grunde genommen wäre die Rezension jetzt abgeschlossen, denn die Note 'sehr gut' hat sich FIFA zu diesem Zeitpunkt bereits verdient.



Die hohe Motivation im lokalen Mehrspieler ist kein Zufallsprodukt. Was simpel wirkt, ist von EA haarklein durchdacht und das Ergebnis ständig verbesserter Rahmenbedingungen: Der einfache Einstieg, die aktualisierte Technik und natürlich der riesige Haufen offizieller Lizenzen trägt dazu bei. So kann man auch als Anfänger mit wenigen Tastendrücken ein Spiel starten oder an einem Turnier teilnehmen. Online, alleine oder mit einem Gegner auf der Couch. Dabei könnt ihr euch an den wichtigen Ligen dieser Welt bedienen, die komplett mit allen Spielern, Trikots, zahllosen Bällen und Stadien lizensiert wurden. Möglich ist sowohl das Spitzenspiel der Zweiten Bundesliga als auch ein rassiger Clásico. Und das auch noch in traumhafter Grafik. Denn die Optik hat nicht nur den Sprung von Teil 13 auf 14 gemacht, sondern auch noch von der Xbox 360 auf die Xbox One. Das hat sich gelohnt, denn insbesondere die Wiederholungen sehen fantastisch aus: Toller Rasen, grandiose Trikots und Superstars, die man auf den ersten Blick erkennt. Die Fans sind attraktiver, das Spiel wirkt dynamischer und flüssiger und in den Stadien herrscht bombastische Fußball-Stimmung. Auf die Ohren gibt es tolle Musik in den Menüs und von den Tribünen jede Menge Geschrei, Fanfaren, Trommeln und auch reale Fangesänge. Nur die Kommentatoren dreschen ihre Phrasen recht unbekümmert und platt daher.

Auf dem Rasen geht es bei FIFA mit gewohnt guter Steuerung zur Sache. Die Spieler bewegen sich im direkten Vergleich mit dem Vorgänger deutlich langsamer um die eigene Achse und benötigen einen Hauch mehr Zeit, um aus vollem Lauf abzubremsen. Das sieht nicht nur echter aus, es fühlt sich auch echter an. Ohnehin entwickelt man schnell ein gutes Gefühl für FIFA 14, das für Veteranen aber nicht viel Neues bietet. Schwer beschreiben kann man die Freude, die man empfindet, wenn man nach 70 Minuten Arbeit mal einen Treffer erzielt, was in einem vorgeht, wenn man nur den Pfosten erwischt oder wie es sich anfühlt, einen Titel zu gewinnen. Das passiert zwar meist nur in den Menüs, lässt das Herz aber dennoch höher schlagen. Jenes Menü ist übrigens randvoll mit Optionen, die bereits vor dem Anpfiff bearbeitet werden können. Vom Schwierigkeitsgrad bis hin zum Verhalten des Schiris gibt es viel einzustellen, was auf dem Feld natürlich noch interessanter wird: Jetzt geht es um Schnelltaktiken, Aufstellungsvarianten, Einwechselspieler und ähnliche Dinge. Strategen kommen voll auf ihre Kosten und können die eigene Mannschaft bis ins Detail auf Maß trimmen. Das führt im Mehrspieler bei mir bisweilen zu herausgeschriener Skepsis – man kanns auch echt übertreiben. Ob sich die Einstellungen auf dem Platz bezahlt machen kommt nämlich auf eure Leistung an, ein wenig Glück was den Torhüter betrifft und ob die KI mal wieder einen Aussetzer hat. Mittlerweile ist das übrigens kaum mehr zu sagen: Denn auch in echt gibt es ja immer wieder eklatante Fehler und Blackouts.



Beweisen kann man sich online, auch in Ligen, ansonsten in Turnieren und Pokalen. Große Aufmerksamkeit widme ich stets dem Ultimate Team. Hier sucht man sich mit Hilfe von Kartensets und Auktionen eine Mannschaft zusammen, bei der es auf Qualität und die richtige Chemie ankommt. Macht viel Spaß, wirkt erneut sehr durchdacht und ist für mich die richtige Mischung aus sammeln, managen und spielen. Anders ist das im richtigen Manager-Modus, der mir zu trocken ist und nur kurz unterhält. Auch der Be-a-Pro-Modus, bei dem man die Karriere eines eigens erstellten Spielers vorantreibt und auf dem Platz mitunter nur diesen steuert, fesselt mich nicht in dem Ausmaß. Jenen Spielmodus habe ich im Vorgänger häufiger gespielt. Vielleicht kommt das ja noch.

Unterhalten fühle ich mich bei FIFA 14 zu jeder Zeit absolut bestens. Die Mikrotransaktionen sind harmlos, dafür weiß ich EAs Mühen in Sachen Live-Daten zu schätzen. Die Bewertung der Teams erfolgt auf Wunsch nach realen Gegebenheiten, so dass Formschwächen sofort aufgedeckt werden. Dazu kommen die fordernden Skill Games und Spielereien mit Kinect. Die Kamera reagiert nämlich auf Sprachbefehle, so dass Auswechslungen im Einzelspieler ohne Menü funktionieren – macht echt Laune! Das Fazit ist also einfach und schnell gefunden: FIFA 14 macht mit Bier und Freunden am meisten Spaß, kann aber in allen Details überzeugen und begeistern. Tolle Online-Anbindung, einige nette neue Features, viel Motivation und durchdachtes Gameplay. Ich bin gespannt, was den Jungs und Mädls fürs nächste Jahr einfällt.


★★★★★★     (sehr gut)

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Genre: Sport
Entwickler: EA Canada
Publisher: EA Sports

Release: November 2013
getestet: Dezember 2013 // Xbox One // digital // Deutsch