the LEGO Movie Videogame


Aus diesen Steinen können Sie bauen


Ich hätte ihn ja fast gekauft, diesen komischen Kipplaster, aber irgendwie sind mir 250 € dann doch zu teuer für ein LEGO-Set. Außerdem sind Companion-Cube-Stofftier und meine Halo-Spielzeuge schon nerdig genug. Würde ich jetzt auch noch bunte Steinchen großflächig auf dem Boden verteilen, wäre ich wohl bald wieder solo. Ausgelöst hat diesen plötzlichen Reiz am Basteln übrigens mal wieder eines der vielen LEGO-Videospiele. In den letzten Jahren hat TT Games alle großen Blockbuster verschlissen wie eine Edelhure ihre Männer. Von den Avengers bis zum Hobbit, von Captain Jack Sparrow bis zu Luke Skywalker – alle genannten haben mindestens ein Spiel im LEGO-Universum spendiert bekommen. Gut unterhalten wird man dabei immer, denn die Games sind stets ordentlich programmiert, wochenlange Vorfreude empfinde ich indes nicht.

Für den neuesten Streich mussten die Entwickler von TT Fusion sich nicht lange in der Kinowelt umschauen, da LEGO einen eigenen Film produziert hat. Eine perfekte Vorlage für das Telespiel. Die Welten, Figuren und auch der Humor müssen nicht mehr mühsam in Form gebracht werden, der Film liefert all das bereits. Wenn ich an andere Spiele der Reihe denke, dann waren die Figuren überzeichnet und die Geschichten wurden herrlich mit Ironie vollgepumpt. Das ist diesmal nicht notwendig, denn the LEGO Movie ist schon eine Komödie. Entsprechend gut gelaunt sitzt man mit dem Gamepad vor dem Fernseher und erfreut sich an fabelhaften Zwischensequenzen, einer abgedrehten Spielwelt und bemerkenswerten Charakteren sowie prominenten Gastauftritten.



Seit jeher ähneln sich die LEGO-Spiele teilweise frappierend, am Grundgerüst wird selten etwas geändert. Den Humor habe ich bereits erwähnt, der ist aber nicht die einzige Stärke der Spiele. Da man oftmals einen Großteil der Umgebung komplett zerstören kann und dafür mit reichlich Münzen (Studs) belohnt wird, entsteht ein ungeheurer Sammeltrieb. Man drischt die Umgebung zu Klump und kauft sich von der Kohle Cheats und neue Spielfiguren. Das ist übrigens die nächste Eigenheit: Figuren, Figuren, Figuren. Meist gibt es rund 80 spielbare Charaktere, die allesamt unterschiedliche Fähigkeiten haben. Während Superman beispielsweise goldene Legosteine schmelzen kann und durch die Lüfte gleitet, kann nur Batman den Enterhaken benutzen und lediglich Einhorn Kitty kann mit Regenbogen-Steinen umgehen. Es versteht sich von selbst, dass die Level auf genau jene Begabungen ausgerichtet sind. Weiter kommt man nur im Team und durch ständigen Wechsel der Figuren, unterwegs ist man auch im Einzelspieler nämlich immer als Gruppe. LEGO-Spiele beendet man zunächst im Storymodus, ganz normal also, im Anschluss daran kann man die Level aber teilweise nochmal völlig neu entdecken. Jetzt sind alle Figuren spielbar und mit Hilfe der unterschiedlichen Stärken der Charaktere lassen sich neue Teilbereiche freischalten und versteckte Boni einsammeln. Zwei Durchgänge sind also Pflicht! 15 Missionen bietet the LEGO Movie Videogame, ist also mittelgroß, gemessen an seinen Vorgängern. Reduziert hat man bei TT Fusion auch den Aufwand neue Charaktere zu finden, respektive goldene Legosteine aufzuspüren. Herr der Ringe hatte davon noch 200, hier gibt es gerade mal 70. Mir gefällt dieser Schritt allerdings. Das Studio hat ein gesundes Mittelmaß gefunden.



Hauptfigur ist, wie im Kinofilm, Bauarbeiter Emmet, der dank der Hilfe der mysteriösen Wyldstyle aus dem Strudel der Normalität gezogen wird. Plötzlich ist er der Mittelpunkt des Geschehens und wird sogar für den Besonderen gehalten, der sich mit Superbösewicht Lord Business anlegt. Dazu durchquert ihr mehrere unterschiedliche Welten, stellt euch Monstern und Ordnungshütern in den Weg, zerstört, erschafft, baut, rätselt und kämpft. Sonderlich packend ist der Plot sicherlich nicht, aber ungemein unterhaltsam. Am längsten wird mir vermutlich Wolkenkuckucksheim im Gedächtnis bleiben. Ein Ausbruch von Kreativität ist das, knallbunt, abgedreht und äußerst gut gelungen. Man kämpft aber auch im Wilden Westen oder auf einer Raumstation. Apropos Kampf: In allen LEGO-Spielen muss man viele Widersacher wortwörtlich in ihre Einzelteile zerlegen. Das passiert selten mit Pistolen, häufiger mit der blanken Faust – und nervt nach einiger Zeit einfach tierisch. Die dumme KI von Freund und Feind macht die Gefechte sehr einseitig und starr. Gelegentlich stehen eure Mitstreiter einfach nur herum oder es tauchen so viele Gegner auf, dass man keine Möglichkeit hat sich zu wehren. Frischer Wind wäre für die Prügeleien wirklich ein Segen. Gut gefallen haben mir Kombinationsangriffe, bei denen erst Batman mit dem Enterhaken eine Klappe öffnet und dann beispielsweise Emmet mit seinem Presslufthammer die Sache beendet. Mehr Spaß macht es aber Dinge zu bauen, die man meist umgehend danach selber benutzen kann. Mal sind das Fahrzeuge, mal der Weg zu einem bestimmten Schalter und nicht selten ändert man die gesamte Struktur des Levels. Dazu nutzt man die Fähigkeiten der Heldentruppe und braucht hier und da auch etwas Kreativität im Blut. Abgesehen von einem gelegentlichen Brett vor dem Kopf ist the LEGO Movie Videogame aber ein sehr leichtes Spiel und eignet sich auch ganz gut für eine Runde zwischendurch.

Optisch besticht der Titel durch nette Tiefenunschärfe, hübsche Effekte und obendrein durch den typisch kantigen Look, der für tadellose Atmosphäre sorgt. Umschreiben würde ich das alles mit einem gut gemeinten nett, da TT Fusion auch gar nicht darum bemüht ist, eine grafische Offenbarung abzuliefern. Wichtig ist, dass LEGO sauber, ruckelfrei und ohne Kinderkrankheiten läuft und obendrein komplett ins Deutsche vertont wurde. Wenn ich über eine Note für das Spiel nachdenke, dann fällt mir ein 'befriedigend' ein. Das hat eigentlich jedes LEGO-Spiel verdient. Dieses hier wagt aber hier und da einen zögerlichen Vorstoß in neue Sphären, was ich mit einer hauchfeinen Anhebung der Wertung belohnen möchte.


★★★★★     (gut)

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Genre: Action-Adventure
Entwickler: TT Fusion
Publisher: Warner Bros. Interactive Entertainment

Release: April 2014
getestet: August 2014 // Xbox One // pal deutsch