Call of Duty : Black Ops III


Sperrfeuer-Paukenschlag


Wenn der Launch-Trailer trifft wie ein Faustschlag, wenn man beim Spielen vor lauter Action außer Atem gerät und wenn eine Vielzahl fremder Menschen meine Mutter gefickt haben will, dann bewegt man sich in der Welt von Call of Duty. Es ist eine laute Welt, randvoll mit Trommelfeuer. Eine schnelle Welt, mit Wandlauf, Kurzsprint und blitzartigen Messerattacken. In meinen Augen ist es aber auch eine maßlos unterschätzte Welt. Wie habe ich sie satt, die Stimmen, die den Ego-Shooter für das hassen, was er ist: Ein brillant inszenierter, packender und kurzweiliger Actiontitel. Ein Spektakel, bei dem man selbst der Kugelhagel sein kann, bei dem der Boden eures Wohnzimmers vibriert und bei dem Backtracking, alternative Routen oder das Aufwerten von Waffen weitestgehend ausgeklammert werden. Black Ops III ist ein umfangreiches, flüssig spielbares und mit Highlights gespicktes Gesamtpaket, dessen Story ich nicht im Geringsten folgen konnte, die mich dank bizarrer Zwischenwelten und Gedankenspiele aber dennoch begeistert hat.



Haters gonna hate, potatoes gonna potate. Seit es Spiele gibt, bei denen der Fokus auf Loot (Beute) liegt, die man mühselig und in vielen Stunden zusammenklaubt, werden normale 1st-Person-Shooter oft als wenig komplex abgestempelt. Black Ops III ist außerdem ein jährliches Update des Call-of-Duty-Franchise und der gemeine Telespiel-Feinschmecker fühlt sich deshalb mitunter zu Höherem berufen. Dabei wird vergessen, dass es auch mal Arbeitstage gibt, die zehn Stunden oder länger dauern. Das man mal virtuellen Dampf ablassen möchte oder einfach keine Lust hat, sich über alle Maße zu konzentrieren. Dann, jedoch nicht nur dann, ist immer Verlass auf Call of Duty, welches mich mit der neuen Episode wirklich begeistert hat. Denn auch wenn ich dem Titel jetzt schon mehrere Male die Komplexität abgesprochen habe ist er keineswegs eindimensional, sondern tatsächlich sehr vielschichtig. Vor jeder Mission suche ich mir beispielsweise meine Bewaffnung aus, muss also ausloten, ob ich ein Scharfschützengewehr oder ein MG einpacke und welche Granaten mir am zweckdienlichsten sein werden. Im Multiplayer kann man das Feintuning dann noch deutlich intensivieren, verschiedene Loadouts erstellen und jede Waffe haarklein bearbeiten, vom Visier bis zur Lackierung. Der Zombie-Modus komplettiert das Trio der Gewalt und kommt mit einer eigenen Story, einem völlig anderen Setting und dem Schwerpunkt auf Kooperation daher. Hier ist eine gezielte Vorgehensweise noch wichtiger, leider hat das Ganze bei mir erneut nicht gezündet – der Rest dafür umso mehr.

Im Jahr 2065 ist die Welt völlig überraschend kein Hort des Friedens, sondern erschüttert von Bürgerkriegen, aber auch durch kybernetische Cybersoldaten leicht aus dem Gleichgewicht geraten. Als eifrige (menschliche) Kämpferin bin ich durch ein z. T. postapokalyptisch anmutendes Szenario gestapft, habe gegen Roboter und aufständische Rebellen gekämpft und später auch gegen ein Virus. Das hat sich meines DNI (Direct Neural Interface) bemächtigt und ist für die eingangs erwähnten bizarren Parallelwelten verantwortlich. Spannend ist die Story und ohne jeden Zweifel fantastisch inszeniert, verstanden habe ich den Plot um eine CIA-Verschwörung allerdings nicht. Dafür ist die Steuerung mal wieder ein zuverlässiger Begleiter und sogar an meine Cyberkern-Fähigkeiten habe ich mich schnell gewöhnt. Es ist ja auch praktisch, wenn man beispielsweise einen Schwarm Nano-Insekten auf die Gegner hetzen kann, die geblendet werden und entweder im anschließenden Sperrfeuer unter- oder direkt in Flammen aufgehen. Meter um Meter kämpft man sich vorwärts, nutzt Deckung, um nicht getroffen zu werden, und erwidert das Feuer mit verschiedenen Gewehren und Granaten. Gelegentlich kämpft man gegen ein paar größere Maschinen, davon abgesehen bleiben die Gefechte geradlinig, fordernd und unterhaltsam; eben ganz so, wie man das von CoD kennt.



Neben der überzeugenden Kampagne ist auch der Mehrspieler ein echter Kaufgrund für mich geworden, weil die schnellen Gefechte auf eher kleinen Karten ihren ganz eigenen Charme haben. Der Titel ist enorm gut besucht, das Matchmaking arbeitet zügig und dank der bereits angesprochenen Individualisierung der Figuren, finden auch Leute wie ich längere Zeit Gefallen an dem Spiel. Selbiges ist technisch übrigens sehr ansprechend umgesetzt und punktet allen voran im Einzelspieler mit schön ausgeleuchteten und detaillierten Umgebungen. Durchweg hochwertig gibt sich aber nicht nur die Grafik, sondern, wie üblich, auch der trocken-knallige Effekthagel nebst Musik. Die wertige deutsche Synchro erwähne ich ebenfalls.

Call of Duty bedeutet meist kaum frischen Wind, was Black Ops durchaus bestätigt. Das macht den Titel für mich aber nicht weniger reizvoll. Es ist ein unfassbar intensives Kriegsspiel mit hohem Tempo, Jahr für Jahr toller Spielbarkeit und in der vorliegenden Ausgabe angenehm umfangreich und mit ein paar bemerkenswerten Ideen gespickt. Die Kombination aus Mehrspieler, Einzelspieler und dem Zombie-Modus macht in Summe ein monströses Paket, welches mir ausnehmend gut gefallen hat. Oft muss man sich voll auf den Titel konzentrieren, aber halt nicht jeden Abend. Abschalten funktioniert hier ebenfalls. Da sich Call of Duty teilweise so anfühlt wie der Ritt auf einer Kanonenkugel und ich mich erneut ungemein gut unterhalten gefühlt habe, gibt es von mir mal wieder Grünes Licht. CoD rockt. Jedes Jahr, immer wieder.


★★★★★     (gut)

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Genre: Ego-Shooter
Entwickler: Treyarch
Publisher: Activision

Release: November 2015
getestet: April 2016 // Xbox One // pal deutsch