Batman : Arkham Knight


Nachtschicht


6,3 Millionen Menschen wohnen und arbeiten in Gotham City, einer pulsierenden Großstadt voller Leben, Industrie und geprägt von eindrucksvollem Art Déco. Seit vielen Monaten geht es friedlich auf den Straßen zu, bis die braven Bürger schließlich durch einen feigen und fürchterlichen Gasangriff in die Realität zurückgeholt werden. Gotham ist und bleibt eine Stadt am Abgrund, ein Sammelbecken für Abschaum und brutale Schwerverbrecher. Jetzt, wo alles Gute evakuiert wurde, droht die Metropole an der Kriminalität regelrecht zu ersticken. Nur ein Mann hält an diesem Sündenpfuhl fest. Sein eiserner Wille trotzt dem Wahnsinn der Superbösewichte, seine Fäuste brechen die Knochen seiner Widersacher. Er ist der Dunkle Ritter, eine hochtechnisierte Ein-Mann-Armee und die einzige Chance, Gotham vor dem Untergang zu bewahren.

Arkham Knight ist der triumphale Abschluss der gleichnamigen Batman-Reihe und setzt auf alte Stärken, neue Technik und eine dichte Story. In Kombination wird daraus ein Spiel, dessen Wucht einen förmlich umhaut. Von Anfang an tritt Entwickler Rocksteady aufs Gas und gönnt euch und dem Helden im gesamten Spielverlauf kaum eine Pause. Es ist vergleichbar mit der Fahrt in einer Achterbahn, da sich die Story rasant entfaltet und den Spieler mit vielen Wendungen, Dialogen und Zwischensequenzen auf Trab hält. In nur einer Nacht muss sich Batman gleich mehreren seiner Erzfeinde in den Weg stellen, die quasi zeitgleich gestoppt werden müssen. Jene progressive Erzählweise strahlt also durchaus eine gewisse Hektik aus und kaum hat man einer Person geholfen, meldet Alfred direkt weitere Verbrechen. Das alles ist hochprofessionell inszeniert, von ungeheurer Dramatik geprägt und lässt euch tief in das Batman-Universum abtauchen.



Neben der vorbildlich dargebotenen Handlung punktet Arkham Knight auch optisch: Gotham hat nie so gut ausgesehen wie in dieser regnerischen Nacht. Logisch, es ist ja auch die erste spielbare Version auf der Xbox One. Das merkt man an den schönen Effekten, den vielen Details, gut kaschierten Ladezeiten und flüssigen Bewegungsabläufen. Wenn Batman durch die Luft gleitet, der Regen auf sein Cape prasselt oder er blitzschnell auf seine Beute herabstürzt, dann sieht das schon beeindruckend aus. Und es klingt auch so, denn der Soundtrack und insbesondere die englische Synchronisation sind ebenfalls großartig geworden. Bruce gibt sich übrigens auch im Faustkampf keine Blöße: Die schnellen Gefechte basieren vorrangig auf Tastenkombinationen, ausweichen und kontern. Dann teilt Bats Schläge, Tritte und Würfe aus oder nutzt Gadgets wie den Batarang, Rauchgranaten oder das Explosionsgel zu seinem Vorteil. Selbst die Waffen vieler Gegner können aufgenommen werden. Das Kampfsystem offenbart mit der Zeit immer mehr Möglichkeiten und fühlt sich brachial und gut an. Wieder mit dabei sind auch die Predator Rooms, die diesmal aber nicht so heißen. Das sind separate Areale innerhalb eines Levels, die man nur mit ausreichend guter Vorbereitung säubern kann. Die vielen bewaffneten Gegner wollen lautlos ausgeschaltet werden, weshalb man Dinge wie den Unterbrecher nutzt, der feindliche Ausrüstung manipuliert. Der akrobatische Superheld hockt aber auch auf hochgelegenen Wasserspeiern und schnellt von dort wie ein Phantom von oben auf die Übeltäter herunter. Dank Enterhaken und toller Steuerung hat man schnell den Dreh raus und es ist die helle Freude, von einem Lüftungsschacht auf ein Vordach zu rasen, zwei Feinde K. O. zu schlagen, um dann in Windeseile wieder zu verschwinden. Die Gegner geraten dabei bisweilen übrigens in Panik, so dass Batman in stylishen Angst-Angriffen gleich mehrere Feinde ausschalten kann.



Herzlichen Glückwunsch, liebes Batmobil, auch du bist endlich ein Teil der Arkham-Spiele. Im Vergleich zu den Filmen handelt es sich hier jedoch um einen ausgewachsenen Panzer: Per Knopfdruck wird aus dem pfeilschnellen Geschoss eine mächtige Gefechtsstation, die feindliche Drohnen mit EMPs und Raketen zerstört, aber auch Wände einreißt und gegnerische Fahrzeuge problemlos an Hauswänden zerschmettern kann. Wer die gewonnenen Bonuspunkte nach Abschluss einer Mission richtig nutzt, der erweitert die Angriffs- und Verteidigungspalette, was natürlich auch für alle anderen Gadgets und Fähigkeiten des Fledermausmannes möglich ist. Ich habe beispielsweise früh in meinen Enterhaken investiert und bin ewig lang über die Häuserschluchten geflogen, um im Detektiv-Modus neue Missionen aufzuspüren. Die schalten sich nach und nach frei, je nach Fortschritt in der Hauptgeschichte. Rocksteady findet in dieser eine unglaublich gute Balance zwischen kleineren Kopfnüssen, heftigen Schlägereien und packenden Story-Elementen. Gleiches gilt für den Schwierigkeitsgrad, denn zwar ist Batman dem Fußvolk gnadenlos überlegen, übermächtig ist man dennoch zu keiner Zeit – schon gar nicht, wenn man die hohen Schwierigkeitsgrade ansteuert. Ja, es sind offenbar viele fähige Damen und Herren in dem Studio tätig, wobei man dem Titel leider dennoch etwas ankreiden kann, allen voran den Mangel an Innovation. Das betrifft jeden, der bereits einen anderen Teil der Arkham-Reihe erleben durfte, denn die Titel ähneln sich untereinander schon sehr stark. Davon abgesehen sind es just Kleinigkeiten. Das Gameplay ist dann und wann etwas überfrachtet, die Riddler-Trophäen nerven und das Batmobil steuert sich anfangs ganz fürchterlich. Auch wird irgendwann klar: Gotham City ist ziemlich klein. Wer fliegt oder fährt, der kommt rasch von einem Ende der Stadt zum anderen. Künstlich aufgeblähte Missionen, wie die Befreiung der Stadt oder der Kampf gegen Drohnen, beenden an dieser Stelle meine Kritik.

Nicht zuletzt dank zahlreicher Gastauftritte bekannter Figuren ist Batman : Arkham Knight ein fantastisches Action-Spektakel geworden. Es überträgt seine Energie voll auf den Spieler, so dass man von der ersten bis zur letzten Minute unter Strom steht. Die Mischung aus lautlosen Stealth-Abschnitten und dröhnenden Martial-Arts-Einlagen, das tolle Feeling beim Gleitflug und die famose Story rechtfertigen ohne jeden Zweifel die Bestnote. Wer nicht die Schnauze voll hat von den Arkham-Games, der sollte Batman nicht verpassen.


★★★★★★     (sehr gut)

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Genre: Action
Entwickler: Rocksteady Studios
Publisher: Warner Bros. Interactive Entertainment

Release: Juni 2015
getestet: Februar 2016 // Xbox One // pal deutsch