In Deckung. Nachladen. Mein SMG ist wieder voll. Neben mir hockt Aquiso, weiter hinten CQ. Jemand schickt einen Puls nach vorn. Dunkelrot leuchten die Gegner auf. Zwei haben offenbar eine Schrotflinte. „Die Scheißkerle kommen direkt auf uns zu!“, schreit Wolowitz noch, dann taucht DJ aus seiner Deckung auf, feuert zwei Mal kurz und wirft eine Blendgranate. Die Detonation und das gleißende Licht hüllen die Attentäter in Chaos, wenige Augenblicke später werden sie vom Kreuzfeuer meines Fireteams regelrecht zersägt. Wir sind gut aufgestellt. Links sichern Daniel und Wolowitz, Aquiso und ich bilden die zentrale Vorhut und während DJ die rechte Flanke beherrscht, nimmt CQ aus der Distanz alle Fremdkörper mit seinem Scharfschützengewehr aufs Korn. Jetzt ist niemand mehr zu sehen. Aquiso übersteigt die kleine Mauer, rückt weiter vor. Als er die beiden Gegner bemerkt, oben auf einer Art Bühne, ist es schon zu spät. Angeschossen geht er zu Boden. Wolowitz wirft ihm sofort einen Rucksack voller Medikamente hin – er wird es schaffen. Aber es wird hart. Offenbar haben weitere Gegner die Schüsse gehört. Ein Aufzug öffnet sich und Söldner stürmen in den Raum. Einen kann ich sofort ausschalten, dann muss ich zurück in Deckung. Gegen die gelb gepanzerten Schlächter habe ich allein keine Chance. Um das Feuer von mir abzulenken, platziert Daniel einen Geschützturm auf dem Schlachtfeld. Die Ablenkung können Wolowitz und DJ nutzen, um den Feind mit hartem Sperrfeuer zu belegen. Shock and Awe. CQ wechselt zeitgleich die Stellung, so dass er die beiden erhöht stehenden Schützen erwischt. Zwei präzise Schüsse knallen wie Donnerschläge über mich hinweg, beide Gegner sind sofort tot. Das Durcheinander und das Trommelfeuer, das jetzt durch mich, Daniel und CQ ergänzt wird, nutzt Aquiso. Angeschlagen, aber entschlossen, flieht er ein Stück weiter nach vorne, direkt hinter einen verstärkten Zaun. Wir müssen uns beeilen. Er sitzt mittendrin. Meine Seeker Mine schafft es zwei Gegner zu entzünden, die Smartbomb von Wolowitz tötet einen der beiden angeschlagenen Feinde. „Wie viele sind es noch?“, keucht Aquiso und CQ schickt einen weiteren Puls durch den Raum. Vier noch. Aber Gelbe. „Bin leer!“, tobt DJ und auch meine Munition ist fast aufgebraucht. Der Feind scheint das zu ahnen und beginnt eine letzte Offensive. CQ tut, was er kann, aber mit jetzt nur noch drei kämpfenden Spielern ist es kaum zu schaffen. Ich feuere blind aus allen Rohren, doch die Schüsse meiner Pistole verpuffen an der Panzerung der Eliteeinheiten. Aquiso muss sich bedeckt halten und DJ hat nur noch zwei Granaten. Dann schließlich erlösen uns die Worte des Pro-Gamers Daniel: „Signature Skill!“ Eine Gänsehaut überkommt mich. Auf dem Bildschirm flammen die Worte Extra Damage auf. Daniel hat die Feuerkraft des Teams für wenige Sekunden vervielfacht und in einem Hagel aus dem übrigen Gewehr-, Pistolen- und Granatfeuer geht die feindliche Frontlinie unter.
Zugegeben, diese Geschichte ist Fiktion. Noch kann man the Division gar nicht zu sechst spielen, außerdem ist natürlich nicht jedes Feuergefecht so packend wie hier beschrieben. Aber fast. Denn schon jetzt kann ein Fireteam aus vier Spielern alle Story-Missionen gemeinsam erleben oder ohne konkretes Ziel durch das dystopische New York marschieren. Ein Pockenvirus hat die Menschheit nahezu ausgelöscht und die Zivilisation wurde von barbarischem Terror verdrängt. Das sieht man der Stadt an, die von Massive Entertainment in einer unfassbaren Optik eingefangen wurde. Die von Schnee bedeckte, zu weiten Teilen geplünderte und misshandelte Metropole ist einer der atmosphärischsten Schauplätze, der mir jemals untergekommen ist. In dieser Welt geht es nur noch ums Überleben und eure Aufgabe ist das Errichten einer Basis, der Wiederaufbau und der Kampf gegen Gewalt, Verbrechen und Korruption. The Division funktioniert dabei als Mischung aus 3rd-Person-Shooter und Rollenspiel, denn zwar sind Schusswechsel das Herzstück des Titels, nach Erreichen von Level 30 kommt aber jede Menge Feintuning dazu. Ähnlich wie einst bei Destiny schraubt man am eigenen Setup herum, bearbeitet Waffen und Ausrüstung. Ja, im Kern braucht es eure Gier, Konstanz beim Einsammeln von Material und viel Leidenschaft bei der Pflege eurer Figur. Ziel ist eine Harmonie aus Angriffskraft, technischem Geschick und Ausdauer, gepaart mit den verschiedenen Talenten eurer Waffen.
The Division wurde mit viel Liebe entwickelt. Das Zusammenspiel der Menüs, die durchweg hohe Qualität und feststehende Content-Pläne für 2016 – bis auf einige Zahlendreher und Abstürze hat Massive ein in meinen Augen perfektes Videospiel geschaffen. Es motiviert, sieht fantastisch aus, ist umfangreich und profitiert enorm vom Zusammenspiel mit Freunden. Ein weiteres Highlight ist die erwähnenswerte Dark Zone, der stark kontaminierte Quarantänebereich mitten in New York. Neben enorm schießwütigen Gegnern trifft man hier auch auf menschliche Spieler. Die ziehen ebenso durch die Gegend wie man selbst. Der Ausnahmezustand hat allerdings zur Folge, dass niemand sicher sein kann, ob sein Gegenüber ihm wirklich wohlgesonnen ist. Es kann also gut sein, dass fremde Spieler in einem Moment kooperativ mit euch eine Landezone säubern und im nächsten Moment eine Waffe ziehen, euch eiskalt ermorden und eure Beute an sich reißen. Der Nervenkitzel, den das Misstrauen und die Verlustangst mit sich bringen, machen die Dark Zone zu einem Spaziergang auf einer Rasierklinge – und das ist positiv zu verstehen. Klar ist, dass sich meine Meinung zu the Division in den nächsten Wochen ändern könnte, weil das Spiel lebendig bleibt und ständig angepasst wird. Außerdem kommt nicht jeder mit dem erforderlichen zeitlichen Invest klar. Ist das allerdings kein Faktor, den man negativ bewertet, ist the Division ein herrlich spielbares und nahezu unglaubliches Erlebnis mit viel Tiefgang.
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Genre: Action / RPG
Entwickler: Massive Entertainment
Publisher: Ubisoft
Release: März 2016
getestet: April 2016 // Xbox One // digital // Englisch