DOOM


Prime-Time-Blutrausch


Wenn die ersten zehn Spielminuten eines klarstellen, dann, wie hervorragend den Mädchen und Jungs von id Software der Spagat zwischen einem modernen Hightech-Ego-Shooter und dem klassischen Erbe von DOOM gelungen ist. Denn obwohl der Titel durchaus Tiefgang beweist und allerlei Spielereien bereithält, reduziert sich das Gameplay in den Feuergefechten auf den Kampf ums Überleben in seiner reinsten Form. DOOM gibt sich kompromisslos, brutal, ultraschnell, unerbittlich – jedoch auch unkompliziert und zugänglich.

In Deckung gehen, um neue Kraft zu schöpfen? Taktische Karten zu Rate ziehen, Gegner lautlos von hinten erledigen oder Fahrzeuge benutzen? Überhaupt irgendeinen Plan schmieden? All das braucht unser Marine nicht und zerschmettert jene Befindlichkeiten mit einem brachialen Fußtritt. Es reicht vollkommen aus, von A nach B zu gelangen und auf dem Weg dahin alles zu zerstören, was sich einem in den Weg stellt. Wie man es von früher kennt, bedarf es in vielen Arealen einfach nur den Tod aller Widersacher, damit sich die nächste Tür öffnet. Simpel. Obwohl: Die bestialischen Krieger aus der Hölle sind zwar nicht mit einem scharfen Verstand gesegnet, deren Zielstrebigkeit und Mut ist aber bemerkenswert. Ihr werdet pausenlos attackiert und aggressiv auch von riesigen Widersachen umstellt oder beschossen. Macht euch also auf hitzige und schweißtreibende Action gefasst. Mit Schrotflinte, Pistole, Raketenwerfer oder der gruselig kreischenden Kettensäge setzt ihr euch zur Wehr und zerfetzt und zerstückelt eure Feinde, bis nur noch ein See aus Blut übrig ist.



Um im Kampf zu bestehen, braucht es bei DOOM eine schnelle Auffassungsgabe und noch viel schnelleres Reaktionsvermögen. Waffe wechseln, nachladen, angreifen, in Deckung hechten. Manchmal liegen nur Bruchteile von Sekunden zwischen einem wütenden Sturmlauf eurerseits und der darauffolgenden Flucht vor der höllischen Übermacht. Nervenkitzel pur. Verletzte und angeschlagene Ungeheuer könnt ihr mit markanten Glory Kills brutal ins Jenseits schicken, dafür hinterlassen sie euch Gesundheit und Munition. DOOM hält das Spieltempo unheimlich hoch und lässt euch deshalb fast jedes Hindernis mit Leichtigkeit erklimmen oder via Doppelsprung mühelos kleinere Abgründe überqueren. Geschwindigkeit ist das oberste Gebot, was übrigens einen tollen Effekt zu Tage fördert: Der nahtlose Waffenwechsel, irrer Speed, der donnernde Metal-Soundtrack und die blitzsaubere, pfeilschnelle Grafik versetzen euch fast schon in Trance. Wenn jener Flow sich eurer bemächtigt, ist das ein wirklich überragendes Gefühl. Dann werden die Pupillen größer und alles fühlt sich an wie im Rausch. Falls mal wieder ein Paradebeispiel für sinnlose Gewalt gesucht wird, damit Film und TV eine Story daraus basteln können, ist DOOM vermutlich erste Wahl. Dabei ist alles so ab- und überdreht, dass man es hier und da kaum ernstnehmen kann.

Obwohl man im Vergleich zu den ersten Vertretern der Reihe zahllose Unterschiede bemerkt, erscheinen die Kämpfe bodenständig und erzeugen ein klassisches Spielgefühl. Das liegt z. T. sicher auch daran, dass man lauter alter Bekannte abschlachtet: Dämonen und Hell Knights heißen euch in der Hölle ebenso willkommen wie Imps und die fliegenden Cacodemons. Abgesehen vom Entgegennehmen der Willkommensgrüße hat man aber noch mehr zu tun. Um die Zweitfunktionen sämtlicher Waffen freischalten zu können, müssen beispielsweise spezielle Kanister aufgespürt und eingekauft werden – außerdem braucht es dafür Waffenpunkte. Die Qual der Wahl hat man dann anschließend, die meisten neuen Funktionen sind nämlich wirklich attraktiv. Sogar euer Prätoren-Kampfanzug lässt sich in mehreren Kategorien erweitern und verbessern. Tuning ist also bedingt vorhanden, ebenso wie versteckte Goodies, Runensteine oder Herausforderungen in jedem Level. Letztere sind übrigens eher klein und eng gehalten, Umwege kann man nur selten nehmen. Steht dem Titel allerdings gut zu Gesicht.



Kommen wir mit wenigen Worten zur hitverdächtigen Story rund um den Planeten Mars, die packender nicht hätte sein könnte. Haha, nein. Tatsächlich nimmt sich DOOM absolut nicht ernst und schickt euch in eine Forschungsstation auf dem Roten Planeten, öffnet Portale in die Hölle und lässt euch mit Androiden und Untoten agieren. Wirklich viel erzählt wird nicht, allerdings sind die wenigen Dialoge hervorragend ins Deutsche eingesprochen und machen Stimmung, ebenso wie die Hintergrundmusik – allerdings auf andere Art und Weise. Die Grafik punktet mit der bereits beschriebenen konstant-flüssigen Darstellung und einem hübschen Look. Sehr plastisch wirken vor allem die Dämonen, bei denen es mir leider am Ende an alternativen Glory-Kill-Animationen fehlte. Außerdem hat mich der Ausflug in die echte Hölle optisch nicht überzeugt. Insgesamt solide und gut; der Titel hat technisch alles, was man braucht – aber nicht mehr.

Ebenfalls nicht so recht überzeugt hat mich der Mehrspieler, weil ich mich hier schnell gelangweilt habe. Gegen menschliche Gegner wird es durch die hohe Geschwindigkeit eher nervig – und das, obwohl man Superdämonen steuern kann und sich die eigene Figur sogar bearbeiten und editieren lässt. Editieren ist ein gutes Stichwort, denn mit den Snap Maps hat id Software ein sehr komplexes Tool mitgeliefert, das euch Karten ganz nach eurem Geschmack erstellen lässt. Inklusive Interaktionen mit Türen, Monstern, Licht oder Sound. Kann sich wirklich sehen lassen, die fleißige Community hat schon jetzt viele gute und kreative Ideen eindrucksvoll umgesetzt.

Dank famoser Steuerung, einfachen aber sehr fordernden Gefechten und der gelungenen Präsentation, hat mir DOOM äußerst gut gefallen. Viele Details, für die man die Serie kennt, von IDKFA bis hin zu zahlreichen Soundeffekten, ließen mein Herz schneller schlagen, während die ausdauernden Schusswechsel meinen Puls zusätzlich in die Höhe getrieben haben. Sicherlich ist DOOM in Summe eher stumpf und just auf Action aus, aber genau deshalb habe ich mir das Spiel ja gekauft. Fairerweise muss ich aber auch zugeben, dass es mich über die Kampagne hinaus nicht fesseln konnte.


★★★★★     (gut)

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Genre: Ego-Shooter
Entwickler: id Software
Publisher: Bethesda Softworks

Release: Mai 2016
getestet: August 2016 // Xbox One // pal deutsch