Diablo III : Reaper of Souls - Ultimate Evil Edition


Fürchte weder Tod noch Teufel


Es ist ein Kreuzzug der Verdammnis, die grausame Essenz aus Tod, Hass und Angst. Die Tore zur Hölle haben sich geöffnet und zahllose Ungetüme strömen auf die Erde. Sie zerstören Dörfer und Städte, entweihen Kirchen, schlachten Unschuldige ab, bringen ganze Armeen zu Fall und hinterlassen nichts als Asche. Es ist eine Invasion der Untoten, die stolze Festungen dem Erdboden gleichmachen und die Menschheit an den Rand der Auslöschung drängen.

Dann komme ich. Eine spärlich bekleidete Barbarin, die weder Tod noch Teufel fürchtet. Bewaffnet mit einer schweren Streitaxt und mächtigen Zaubersprüchen wirble ich wie ein Derwisch durch die höllischen Mutanten. Ich bin eine Nephalem, also ein Nachfahre einer mächtigen Verbindung aus Engel und Dämon und damit robuster, stärker und schneller als normale Menschen es je sein könnten. Gemeinsam mit wenigen anderen Auserwählten stelle ich mich der Übermacht in den Weg, die mich mit unzähligen Kreaturen zu überrollen versucht. Unbeirrt marschiere ich weiter, vernichte einen Widersacher nach dem anderen und wenn der Herr der Lügen und der Herr der Sünde geschlagen sind, dann wird auch Diablo höchstselbst sein blutiges Ende finden.



Reaper of Souls ist ein klassisches Hack and Slay, dessen funktionsweise rasch erklärt ist: Aus der isometrischen Vogelperspektive steuert ihr eure Figur durch enge und verwinkelte Dungeons und vergewaltigt dabei vor allem die A-Taste. Immer und immer wieder wird man von Gegnern eingekesselt, überwältigt und schlägt geduldig alles kurz und klein. Es ist ein wahres Button-Mashing-Schlachtfest. Besiegte Feinde lassen Gegenstände fallen und das Sammeln jener Güter wird schnell zur Lieblingsbeschäftigung – denn neben Gold und Juwelen gibt es immer mal wieder neue Waffen und Ausrüstungsteile. Vom Dolch bis zur Armbrust, vom Schuh bis zum Helm lässt sich der Protagonist ganz nach eigenen Wünschen einkleiden und ausstatten. Das Spektrum an fein geschmiedeten Mordwerkzeugen ist immens. Ich konnte sie gar nicht alle zählen. Mit wohlklingenden Namen wie Doombringer, Skycutter, Heart Slaughter oder Demon Machine hat jede Waffe ihre Daseinsberechtigung und die Detailverliebtheit hat mich positiv überrascht. Doch trotzdem wird nicht jedes Schwert eurem Anspruch genügen. Denn die Charakterentwicklung ist bei Diablo das A und O und je nach Ausrichtung eures Helden seid ihr auf gänzlich unterschiedliche Eigenschaften aus. Es geht um verringerte Abklingzeiten eurer Fähigkeiten und Zauber, um das Generieren von Fury, das für einige Spezialangriffe erforderlich ist, um Geschicklichkeit und Angriffskraft, Verteidigung und Geschwindigkeit.

Ich bin zunächst recht unbedarft durch die Welt von Diablo gelaufen, habe mich mit haufenweise Ungeheuern geprügelt und brav alles eingesammelt. Stumpf fand ich es. Stumpf und eintönig. Erst auf den zweiten Blick offenbart das Actionspiel dann all seine Finessen. Denn durch enorm umfangreiche Möglichkeiten hinsichtlich Bewaffnung, Modifikation und Feintuning, gewinnt der recht einfach funktionierende Titel schnell an Tiefe. Zwar ist es auf dem normalen Schwierigkeitsgrad fast egal, was man wie miteinander kombiniert, doch schon meine ersten Ausflüge in die Nephalem-Rifts (nach dem Durchspielen) haben mir gezeigt, was Reaper of Souls sonst noch zu bieten hat. Schlagartig ist die Lebensleiste halbiert, man wird eingefroren und kann sich nicht verteidigen oder ein wichtiger Spezialangriff braucht zu lange, um erneut benutzt werden zu können. Erst jetzt wird strategisches Denken wichtig, was bei Hack and Slays sonst eher in den Hintergrund rückt. Das Genre ist bewusst simpel und nicht übermäßig komplex. Diablo hat mit den unterschiedlichen Charakterklassen, Zaubersprüchen und den zahlreichen Stellschrauben jedoch so viele Optionen, dass ich die Faszination dahinter absolut nachvollziehen kann.



Wer kein Kenner der Serie ist, wie ich, für den ist es dennoch ein schmaler Grat zwischen Perfektion und Langeweile. Stellenweise habe ich mich nur auf die Mini-map konzentriert, um vorwärts zu kommen und das eigentliche Geschehen auf dem Schirm ausgeblendet. Man hämmert blind auf die Tasten (was für die einprägsame Steuerung spricht) und eigentlich ist es egal, welches Geschöpf der Hölle einem gerade gegenübersteht. Abscheuliche Kreaturen gibt es übrigens wie Sand am Meer. Das umfassende Bestiarium zaubert euch vom Imp bis zum Zombie, vom Sukkubus bis zum Skelett einen bunten Blumenstrauß des Terrors auf den Schirm. Allesamt fein animiert und mit simplen, aber interessanten Angriffen. Das gilt auch für euch. Denn neben den fortwährenden Schlägen, die ihr nahezu ohne Unterlass austeilt, stehen euch Angriffszauber und Spezialattacken zur Verfügung, die für blutiges Chaos auf dem Bildschirm sorgen. Ich spaziere mit feurigen Stiefeln durch die Reihen der Untoten, hole mächtige Blitze vom Himmel oder versetze die Feinde in eine Schockstarre, damit ich sie anschließend zu Tode prügeln kann. Diablo gerät dabei niemals ins Stocken, sieht insgesamt super aus, fegt euch aber nicht von der Couch. Dafür passiert dann trotz enormem Effektgewitter nicht genug – zumal Diablo für mich persönlich nicht mehr ganz frisch ist.

Wovon der Titel eigentlich massiv profitiert, was mir aber verwehrt blieb, ist der kooperative Mehrspieler. Schon früher, zu Zeiten von Baldur’s Gate, habe ich gemeinsam mit Freunden Dämonen abgeschlachtet und mich um Beute gestritten. Das hätte auch hier bestens funktioniert, vermutlich wäre ich so auch länger am Ball geblieben. Jedoch bin ich alles in allem nicht Feuer und Flamme für Diablo III. Es ist unterhaltsam, ließ sich prima nebenbei spielen, bietet mir dann aber nur teilweise ausreichend Tiefe und Abwechslung. Setting und Story sind ebenfalls nicht ganz mein Ding und das Gamplay reißt, genrebedingt, auch keine Bäume aus. RoS ist aber hochwertig, ungemein qualitativ und mit viel Wohlwollen gibt es von mir ein sehr knappes 'gut'.


★★★★★     (gut)

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Genre: Action / RPG
Entwickler: Blizzard Entertainment
Publisher: Blizzard Entertainment

Release: August 2014
getestet: Februar 2018 // Xbox One // pal deutsch